Immer wenn ich im Böker Katalog blätterte blieb mein Blick auf dem Böker Plus F3 hängen. Dies ist kaum verwunderlich, stammt es doch aus der Feder von Jesper Voxnaes. Mir gefallen dessen bullige Messerdesigns einfach. Ein Fakt, der schon zu diversen Anschaffungen von Voxnaes Messern (u.a. hergestellt von CRKT und Viper) geführt hatte. Soweit ich informiert bin war das F3 einer der ersten Klappmesserdesigns des Dänen in Zusammenarbeit mit Böker. Nach dem Erfolg des F3 führte Böker mit dem F3 II eine etwas kleinere Variante des Messers ein. Die F3 Reihe wurde übrigens in Taiwan gefertigt. „Wurde“, denn Böker lässt die Modellreihe auslaufen und verkauft den Restbestand zum Sonderpreis. So zahlt man zurzeit für das F3 je nach Variante 90 bis 100 € (anstatt 200 bis 220 €)Die F3 II Modelle sind für 70 bis 80 € (anstatt 165 bis 175 €) zu bekommen. Dieser Umstand sorgte dafür, das das ohne hin schon auf meiner „Want have“ Liste befindliche F3 stark in meinen Fokus rückte. Der Zufall wollte es, dass ein F3 II CF in Form eines Geburtstagsgeschenks meiner Schwester den Weg zu mir fand. Auch wenn ich eigentlich meinen Geburtstag und das damit verbundene „Drumherum“ nicht mag, ein Messer ist natürlich immer gut. Ursprünglich hatte ich allerdings das F3, nicht das F3II im Auge, weshalb ich weiterhin nach dem „großen Bruder“ Ausschau hielt. Schließlich erspähte ich bei einem großen Versandhändler ein unwiderstehliches Angebot für ein F3 G10 und schlug zu. Im Rahmen dieses Artikels bewerte ich die Messer anhand der ursprünglichen UVP von Böker.
Material
In der Preisklasse kann man eine entsprechende Materialwahl erwarten. Böker enttäuscht hier auch nicht: Für beide Versionen des F3 stehen jeweils Titan, Kohlefaser oder G10 als Griffmaterial für die linke Messerseite zur Auswahl. Die rechte Messerseite besteht immer aus Titan, ebenso wie der Backspacer und der Pocketclip. Für die Klinge kommt bei allen Modellen der CPM S35VN zum Einsatz. Dieser pulvermetallurgische „High End“ Stahl hat den Ruf einer der besten Messerstähle überhaupt zu sein. Schwachpunkte hat er in meinen Augen, abgesehen vom Preis natürlich, tatsächlich nicht. Messer mit Klingen aus S35VN sind selten günstig zu bekommen. Ob man nun die Vorteile des Stahls tatsächlich ausnutzt steht ohnehin auf einem anderen Blatt.
Die Verarbeitung
Auch verarbeitungstechnisch lässt sich Böker, oder besser der taiwanesische OEM Hersteller, nicht lumpen: Die Messer sind hervorragend verarbeitet! Die Klingen kommen rasiermesserscharf. Der Klingenstand ist perfekt. Der Klingengang war bei beiden Messern zunächst etwas „steif“, nach einer kurzen „Einlaufphase“ allerdings butterweich. Hat man sich an die Ergonomie des Messers einmal gewöhnt geht auch das „aufschnippen“ der Klinge problemlos vonstatten. Die Arretierung der Klinge wird von einem satten „Klack“ des Framelocks untermahlt. Die Klinge sitzt nun fest und vollkommen spielfrei. Das Lösen des Framelocks erfordert einen recht großen Kraftaufwand. Es ist schön, dass die Klinge derart fest arretiert wird. Allerdings erhält man beim „Spielen“ mit den Messern schnell Druckstellen am Daumen. Der Pocketclip ist ab Werk ebenfalls sehr stramm. Anfangs konnte der Clip nur mit großem Krafteinsatz z.B. an der Jeanstasche befestigt werden. Ich nenne so etwas gerne einen „Hosentaschenkiller“. Deshalb musste ich bei beiden Messern den Clip etwas biegen bevor er benutzbar war. Titan, als Werkstoff für den Clip, ist einfach nicht so flexibel wie mancher (Feder-) Stahl. Vorteil an der Sache ist: Einmal in die passende „Form“ gebracht sitzt der Clip perfekt und wird nur schwerlich „ausleiern“. Beide Messer liegen an sich gut in der Tasche, der Clip ist relativ weit „vorne angebracht, was das Messer etwas aus der Tasche ragen lässt. Vorteil daran ist: Das „ziehen“ des Messer ist sehr einfach, da man immer genug Fläche zum Greifen hat. Alternativ kann man einen Lanyard als Ziehhilfe benutzen. Das Loch hierfür ist sehr günstig platziert. Ein Verarbeitungsdetail fällt mir jedoch negativ auf. Alle Kanten am Messer sind sorgsam abgerundet, abgesehen vom Jimping am Backspacer: Dieses ist recht scharfkantig, mehr als mir das bei einem Jimping lieb ist. Insbesondere bei der größeren Version stört dies, wenn man das Messer in der Hosentasche trägt: Möchte man in die Tasche greifen rutscht man mit der Hand immer an den Kanten vorbei, was immer unangenehm, manchmal sogar schmerzhaft ist. Das F3 II ist kleiner, wodurch man dies nicht so merkt wie beim großen Bruder, dem F3.
Böker Plus F3 G10
Die größere Variante des Messers bietet eine Gesamtlänge von ca. 20,4 cm, wovon ca. 8,5 cm auf die Klinge entfallen. Die Klinge beeindruckt mit einer Stärke von stolzen 5 mm. Dies, und die starke
Framelockkonstruktion machen das F3 zu einem echten „Panzer“. Das Gewicht liegt hier allerdings dank des Einsatzes von leichtem Griffmaterial (G10 und Titan) bei nur ca. 151 Gramm und ist damit
absolut Hosentaschenfreundlich. Dünnere, schneidfreudigere Klingen machen bei einem EDC Messer natürlich eher Sinn, aber ich mag eben einfach diese „Overbuilded“ Messerdesigns. Die Struktur der
G10 Griffschale fühlt sich nicht nur gut an, sie bietet auch genug Grip um das Messer sicher in der Hand zu halten. Die Klinge und die Titanelemente des Griffes sind in einem, wie ich finde, sehr
schönen „Stonewashed“ Finish ausgeführt. Das sieht nicht nur toll aus, es hat auch den Vorteil, dass die Oberflächen weniger anfällig gegen Verschmutzung und Kratzer sind. Nachdem ich den
Pocketclip „in Form“ gebracht hatte trüben nur die scharfen Kanten des Backspacers das ansonsten hervorragende Gesamtbild.
Böker Plus F3 II CF
Als „kleine Bruder“ des F3 sind die Abmessungen beim F3 II natürlich etwas kleiner: Ca. 18,2 cm Gesamtlänge von der ca. 7,6 cm auf die „nur“ 3,9 mm Starke Klinge entfallen. Die Griffschalen sind hier aus Kohlefaser. Wie in der Preisklasse zu erwarten handelt es sich hier um eine solide Platte, nicht wie bei vielen preisgünstigen Messern um ein Kohlefaserlaminat auf Kunststoff. Neben den Griffschalen sorgen die satinierte Klinge, und die blau anodisierten Elemente (Clip und Backspacer) für einen wirklich tollen Gesamteindruck. Dadurch wirkt diese Variante eine Ecke edler als das F3 G10. Aufgrund der kleineren Abmessungen liegt mir das Messer allerdings nicht so gut in der Hand wie der große Bruder. Zudem ist die Oberfläche, zumindest optisch, anfälliger für Kratzer und Verschmutzungen. Dementsprechend ist das F3 II CF in meiner Sammlung eher ein Vitrinenstück.
Fazit:
Gemessen an der ursprünglichen UVP bietet Böker mit der F3 Serie wirklich tolle Messer bei denen das Gesamtpaket stimmt. Tolle Materialien und die insgesamt ausgezeichnete Verarbeitung rechtfertigen hier die Preise vollkommen. Die zu scharfen Kanten der Backspacer sind in meinen Augen ärgerlich. Das sollte bei Messern in der Preisklasse nicht vorkommen. Es lässt sich aber mehr als verschmerzen wenn man die aktuellen (Anfang 2018) Sonderpreise beachtet. Hier gibt es meiner Meinung nach nur eines zu sagen: Zuschlagen so lange es noch geht! Ein besseres Preis-/Leistungsverältnis wird schwerlich zu finden sein.
Harald
Kommentar schreiben
struppi (Dienstag, 26 Juni 2018 23:22)
toller beitrag, schöne bilcer und recht hat er! mehr als zu diesen sonderpreisen (egal welche version) geht nicht!
Francisco (Freitag, 26 Oktober 2018 03:48)
Gracias por esta revisión, con todas sus fotos y valoraciones .
Un gran trabajo documentando del producto con tan buen diseño de Jesper Voxnaes.
¿Donde se pueden comprar aun en España?.
:)