Vorwort
Seit Jahren ist der Stand von Fenix für mich ein fester Anlaufpunkt auf der alljährlichen IWA in Nürnberg. Einerseits gibt es immer interessante Produkte zu bestaunen, andererseits ist es aber auch die angenehme Atmosphäre am Stand die mich immer wieder dort hin zieht. Dies ist nicht zuletzt der Verdienst der freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter! An dieser Stelle deshalb einen schönen Gruß an Katharina, Kevin, Esad und natürlich Bernd.
Auf der Messe
Im letzten Jahr konnte ich mich bereits für die RUIKE Messer, welche von Fenix vertrieben werden, begeistern. Deshalb freute ich mich dieses Jahr besonders auf den Besuch am Fenix Stand, in der Hoffnung neue Modelle erspähen zu können. Auch wollte ich das P 138 vor einer evtl. Anschaffung gerne einmal in die Hand nehmen. Leider begann die IWA 2018 diesbezüglich mit einer kleinen Enttäuschung: Der Fenix stand war da, allerdings waren keinerlei Messer zu sehen. Es war hier wohl der „Verdienst“ eines scheinbar missgünstigen Standnachbarn der es Fenix unmöglich machte die Messer dieses Jahr auszustellen. Im Gespräch wurde mir dann angeboten ein RUIKE P 138 nach der Messe zur Verfügung zu stellen. Ein Angebot welches ich natürlich dankend annahm. Bereits kurz nach der IWA traf das gute Stück dann bei mir ein und ist seitdem im täglichen Einsatz.
Technische Daten
Das P 138 bietet eine Gesamtlänge von ca. 22,1 cm. Davon entfallen ca. 9cm auf die ca. 3,5 mm starke Klinge aus 14C28N Sandvik Stahl. Trotz der Abmessungen hält sich das Gewicht des P 138 durchaus in alltagstauglichen Grenzen: Knapp 158 Gramm bringt das Messer auf die Waage. Sicherlich tragen die gewichtsreduzierten Edelstahlliner und das G10 als Griffmaterial einen guten Teil zu dem relativ geringen Gewicht bei. Die Klinge läuft auf Kugellagern und verriegelt mittels eines Linerlocks. Wie bei anderen Ruike Modellen besitzt auch das P 138 mit dem so genannten „Saftylock“ über zweite Sicherung der Klinge: Mit dem kleinen Schieber am Klingenrücken kann man den Linerlock zusätzlich sichern und somit ein unbeabsichtigtes Entriegeln verhindern. Der Poketclip ist in der rechten Tip-Up Position angebracht und nicht umsetzbar. Das P138 verzichtet auf ein klassisches Loch für Fangriemen. Stattdessen findet sich am Griffende eine Aussparung samt Spacer, an welchem man ein Lanyard befestigen kann.
Die Verarbeitung
Die Verarbeitungsqualität des P 138 ist sehr gut. Besonders schön finde ich die dreidimensional gefrästen Griffschalen aus G10. Bei dem mir vorliegenden sandfarbenen Modell sieht man entlang der Kanten „weiße“ Stellen. Auf den ersten Blick sieht dies nach einer nicht ganz sauberen Verarbeitung aus. Bei genauerer Betrachtung erkennt man allerdings, dass das Material selbst verschiedene Farbtöne aufweist. Daher kommen an manchen Stellen diese helleren Stellen „heraus“. Zudem fängt sich in den recht feinen Ausfräsungen natürlich schnell Schmutz aller Art. Trotzdem, der Farbton inkl. der leichten Musterung weiß mir persönlich unheimlich gut zu gefallen. Der Klingenstand ist bei meinem Modell gut, aber nicht ganz perfekt. Was den Klingengang angeht liefert RUIKE hier in Meinen Augen schlichtweg Perfektion: Benutzt man den Flipper, egal ob „ziehend“ oder „drückend“ , „fliegt“ die Klinge förmlich auf und rastet mit einem satten Klack ein. Der Widerstand der Klinge (im geschlossenen Zustand) ist in der Tat so gut eingestellt dass man es auch ohne den Flipper, nur mit einer Bewegung mit dem Handgelenk, aufschleudern kann. Ein unbeabsichtigtes öffnen der Klinge ist hingegen kaum möglich. Einmal ausgeklappt und arretiert sitzt die Klinge fest und spielfrei. Bei Bedarf kann man zusätzlich den „Safetylock“ aktivieren, auch wenn dies bei normalem Gebrauch nicht nötig ist. Auch der Pocketclip ist sehr gut gelungen: Für ein Messer dieser Größe fühlt er sich ein wenig „weich“ an. Das Messer kann sich in der Tasche etwas bewegen. Allerdings sehe ich dies nicht als Nachteil: Der Halt ist ausreichend, das Ziehen und Einstecken geht sehr leicht und schont dabei die Hosentasche. Und ja, man erkennt „Messerträger“ durchaus am Verschleiß der Hosentasche.
Im Einsatz
Ab Werk kommt das P 138 rasiermesserscharf. Der Klingenstahl, 14C28N von Sandvik, ist zwar kein „High End“ Produkt, aber für ein Alltagsmesser gut zu gebrauchen. Auch beim P 138 behält er die „Werksschärfe“ über einen ordentlichen Zeitraum und lässt sich im Bedarfsfall leicht nachschärfen. Meist genügen ein paar Züge übers Leder um die Schärfe wieder herzustellen. Im Gebrauch macht das P 138 aber nicht zuletzt aufgrund der tollen Mechanik einfach Spaß. Der Griff liegt satt in der Hand und die Textur des G10 vermittelt einen guten Grip. Man hat hier jeder Zeit das Gefühl ein „starkes“ Messer in der Hand zu halten. Ist die Klinge einmal ausgeklappt dient der Flipper als Handschutz und verhindert wirksam ein Abrutschen. Einzig ein dezentes Jimping am Griff oder dem Klingenrücken hätte ich mir als Daumenauflage für präzisere Schnitte doch gewünscht. Aufgrund der „American Tanto“ Klinge sind derlei Aufgaben allerdings ohnehin Grenzen gesetzt. Die Klingenform ist nun einmal eher für den „taktischen“ Bereich geeignet und bietet hier durch die stabile Spitze einige Vorteile. U.a. ist sie robust und kann dadurch auch z.B. für Hebelaufgaben zweckentfremdet werden. Nicht umsonst findet man die Klingenform eher bei so genannten „Kampf-“ oder „Einsatzmessern“. Aus diesem Grund empfinde ich beim P138 auch das „Safetylock“ als sinnvolles „Plus“ an Sicherheit. Bei (kleineren) Messern, mit weniger stabilen Klingenformen (wie z.B. dem Ruike 841 L), erachte ich das Feature hingegen eher als „Over the Top“. Auch wenn es für reine Schneidaufgaben besser geeignete Klingenformen geben mag: Das P 138 bewältigt die üblichen Schneidaufgaben problemlos und macht daher auch als EDC Messer eine sehr gute Figur.
Fazit
Das Ruike P 138 ist mit knapp 58 € im Handel erhältlich. Das Preis/Leistungsverhältnis ist hier in meinen Augen sehr gut. In der Preisliga ist die Konkurrenz sicherlich stark, das P 138 kann hier aber problemlos ganz oben mitspielen. Insbesondere die tolle Mechanik weiß mich zu begeistern: Es macht mir einfach einen riesen Spaß mit dem Messer zu „spielen“. Aber auch das Design gefällt mir unheimlich gut. Einzig die Beschriftung der Klinge dürfte für meinen Geschmack etwas dezenter ausfallen. Und wie schon beim P 841 L angemerkt: Ruike sollte meiner Meinung allen Messern vernünftige Namen geben. An Stelle bzw. zusätzlich zu den „Bezeichnungscodes“. Messer in dieser Qualität haben richtige Namen verdient!
(Harald)
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