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Fehlkäufe, ja das passiert auch uns!

Dem geneigten Leser mag auffallen, dass die Berichte hier auf bladewalkers.de überwiegend positiver Natur sind. Über eben diesen Umstand und die Gründe dafür hatten wir erst kürzlich ein Gespräch. Während dieses Gesprächs kam mir die Idee zu diesem Artikel als Kontrast zum „üblichen Programm“. Auch nutze ich die Gelegenheit um ein paar meiner Fehlkäufe zu präsentieren.

 

Unabhängigkeit:

Bladewalkers ist ein von uns selbst finanziertes Projekt. Die Produkte die wir hier vorstellen sind aus unseren privaten Sammlungen. Man kauft sich meist Produkte über die man sich bereits informiert, eine Empfehlung erhalten oder zumindest schon mal in der Hand hatte. Natürlich sind auch „Blindkäufe“ darunter, in meinem Fall meist in Form von Schnäppchen oder Neuheiten.  Hierzu muss man sich natürlich ein wenig mit dem Markt im Allgemeinen beschäftigen. Das wiederum sorgt dafür, dass man ein Gefühl dafür hat ob die Anschaffung sich lohnt oder eher nicht. In jedem Fall haben die Produkte immer mindestens ein positives Merkmal, sonst hätte man es schließlich nicht gekauft. Da wir keine Verpflichtungen haben, können wir komplett frei entscheiden ob, wie und wann wir einen Artikel schreiben. Wenn man also überwiegend gute Produkte zur Auswahl hat ist der Anteil positiver Berichte automatisch recht hoch.


 101inc Nepal Warrior

 

Ich finde die Idee einer Kombination aus Khukri und Klappmesser durchaus interessant. Die Umsetzung ist in diesem Fall allerdings nicht gelungen. Bei einem Messer dieser Größe und einem Straßenpreis von 18 € geht die Klinge aus 420er Stahl für mich in Ordnung. Die Verarbeitung an sich ist auch OK, die unsauberen Löcher im G10 lasse ich durchgehen. Problematisch ist allerdings das Klingenspiel: Die Klinge hat erhebliches Spiel nach oben bzw. unten. Ich hatte vergebens versucht dem Beizukommen, leider ohne Erfolg. Es genügt etwas mit dem Griff zu wackeln, schon wackelt die Klinge deutlich mit. Der Linerlock steht ziemlich mittig, aber ich traue ihm größere Belastungen nicht unbedingt zu. Deshalb ist das Messer in meinen Augen nicht zu benutzen. Da die Anschaffung ohnehin nur für die Vitrine gedacht war ist das Ganze nur halb so schlimm und ich habe es nicht zurückgeschickt. Deshalb kann ich nicht sagen ob das Problem nur bei meinem Modell besteht, oder allgemein bei dem Modell so ist.

 


Exkurs: Sponsoring

An dieser Stelle möchte ich ein kleines „Was wäre wenn“ Gedankenspiel machen. Es ist zwar zur Zeit nichts in der Richtung geplant, allerdings weiss man ja nicht immer, was die Zukunft bringen mag. Zudem haben wir in der Vergangenheit auf anderen Plattformen bzw. anderen Medien schon mit Sponsoren etc. gearbeitet. Deshalb ist ein gewisser Erfahrungsschatz diesbezüglich vorhanden. Selbstverständlich wären wir nicht abgeneigt „gesponserte“  Artikel zu verfassen. D.h. dass uns z.B. ein Hersteller oder Händler etwas zum Testen/Berichten überlässt. Hier kommt es stark darauf an, welchen Einfluss man als Tester auf die Produktauswahl hat. Kann man das Produkt selbst auswählen kommen ähnliche Faktoren zum tragen, als wenn man es selbst kauft. Da man das Produkt aber gestellt bekommt ist man bzgl. der Auswahl durchaus um einiges „risikofreudiger“. Ich zumindest würde mir bewusst keine Produkte aussuchen die mir optisch nicht zusagen und von denen ich ausgehe das sie „Schrott“ sind. Wählt der Sponsor das Produkt aus, kann natürlich alles passieren. Allerdings sind solche Sponsorings u.a. als Werbung für das Produkt selbst oder den Händler zu sehen. Daher hat der Sponsor ein natürliches Interesse daran seine „guten“ Produkte zu präsentieren. Ein hoher „Positivanteil“ ist deshalb ebenfalls bei „gesponserten“ Berichten zu erwarten.


Schrade „X-Timer“ Taschenmesser

 

Die genaue Bezeichnung des Messers ist mir leider nicht geläufig. Ich habe das Messer spontan einem Bekannten im Rahmen eines Treffens abgekauft. Verarbeitung und Materialwahl sind gut. Eigentlich gibt es an dem Messer nichts zu meckern. Allerdings werde ich mit dem Design einfach nicht warm. Ich kann nicht einmal sagen was mich genau stört. Die Handlage vielleicht? Die Optik? Der Backlock? Ich weiss es nicht. Fakt ist: Das Messer ist nicht für mich gemacht. 

 


Formulierung:

Unsere Artikel sind idR. In einem neutralen Ton gehalten. Manchmal schwingt beim Schreiben eines Artikels aber ein gewisser Unterton mit. Wir haben Spaß an den Produkten, somit lässt sich eine gewisse Begeisterung nicht immer verbergen. Bei insgesamt eher negativen Artikeln würde sich ein entsprechender Unterton ebenfalls kaum verbergen lassen. In den meisten Artikeln findet sich durchaus auch Kritik. Entscheidend für das Fazit ist hier allerdings die Gewichtung der einzelnen Kritikpunkte. Ein Verriss ab und an mag in den Augen mancher Menschen sicherlich die eigene Reputation fördern. Eine plakative Sprachwahl, insbesondere in Bezug auf Kritik, ist allerdings nicht unser Stil.

 


Zeitungsladen „Laguiole“

 

Ein Spontankauf im örtlichen Zeitungsladen. Das ich für knapp 20 € kein echtes Laguiole aus Frankreich bekomme war mir klar. Das Messer ist auch nicht schlecht verarbeitet und hat durchaus einen gewissen Gebrauchswert. Die Feder des Slipjoint könnte, meiner Meinung nach, allerdings etwas strammer sein. Insgesamt kein so schlechtes Messer, allerdings bekommt man für das Geld weitaus Besseres am Markt und es steht in keinem Vergleich zu den echten Laguiole. Seinen Zweck, als Anschauungsbeispiel für das Design zu dienen hat das "Chinalaguiole" für mich erfüllt - jetzt liegt es im Schrank.

 


Fachliche Kompetenz/Testbedingungen:

In unseren Artikeln wird eine persönliche Meinung  basierend auf eigenen Erfahrungen widergegeben. Wir sehen uns selbst als Enthusiasten. Sicherlich ist durch das Hobby eine gewisse fachliche Kompetenz vorhanden. Allerdings gibt es jede Menge Menschen die weit fachkundiger sind als wir. Dementsprechend versuchen wir auch gar nicht erst unsere Meinungen als allumfassende Weisheiten anzupreisen. Absolute Urteile, positiver wie negativer Natur, werden von uns daher nur vorsichtig  getroffen. Zudem sind viele Dinge nun einfach Geschmackssache oder persönliche Präferenz. Auch sind vergleichende Tests nur bedingt sinnvoll bzw. überhaupt möglich. Dort, wo es in unseren Augen Sinn macht, nehmen wir gerne Bezug zu anderen Produkten. Richtige Vergleichstest erfordern aber vergleichbare Bedingungen: Man könnte natürlich mit jedem Messer ein Telefonbuch (Frankfurt/Main) und zwei bis drei große Kartons (Samsung  80cm LED TV) zerschneiden. Anschließend noch 10 Feathersticks (Buche, bei Vollmond geerntet und danach 3 Monate gelagert) herstellen und zwei Stunden Batoning (Fichtenholz, Südhang, während der Karnevalszeit geschlagen und 6 Monate gelagert) betreiben. Das Ganze natürlich immer bei 40,83% Luftfeuchtigkeit und exakt 23,25° Celsius Lufttemperatur…  Den Sinn oder Unsinn solcher Tests kann man sicherlich diskutieren. Uns fehlen neben der Expertise, die Mittel, die Zeit und vor allem das Interesse an solchen Tests. Zudem stellt unser Format bewusst eine leichte Lektüre dar. Eine umfangreiche Aufarbeitung der Testergebnisse würde den Rahmen der Artikel sprengen. In unseren Augen rechtfertigt der eventuelle Mehrwert dies nicht.

 


Walther Modern Prestige Knife (MPK)

 

Das Messer hat mir bereits bei seiner Vorstellung unheimlich gut gefallen. Dementsprechend kaufte ich es umgehend als es verfügbar war. Die UVP ist knapp 13 €, ich habe ca. 15€ plus 5€ Versand bezahlt. Nun ja, ich „musste“ es eben schnellstmöglich haben.  Das Messer ist wirklich toll: Sehr ansprechendes Design, gut verarbeitet, ordentlicher Stahl (440c). Inkl. einem hochwertigen Nylonholster eigentlich ein echter Geheimtipp. Leider ist der Verschluss eine Fehlkonstruktion: Es ist handelt sich nicht, wie an mancher Stelle angegeben, um einen Linerlock. Es ist eher als Slipjoint zu bezeichnen. Allerdings wird die Klinge hier über zwei Kügelchen arretiert. Man kann das Messer mittels der Achsschraube gut einstellen. Das Problem an der Sache ist: Die Klinge hat im geöffneten Zustand immer Spiel. Die Kügelchen halten die Klinge einfach nicht fest in Position. Wir sprechen hier von einer etwa 10-20 Grad „Schlapperzone“. Kurz gesagt: für mich unbrauchbar. Ich hatte das Messer dann zu Umarex (dem Hersteller/Importeur) geschickt und bekam ein Ersatzmodell, mit dem gleichen Problem. Ein „Insider“ bei Umarex bestätigte mir das das Problem  konstruktionsbedingt ist. Ob und wie man damit umgeht bleibt abzuwarten.  Inklusive dem Retourenversand hat mich der Spaß also knapp 27€ gekostet. Deshalb ist das MPK das größte Ärgernis in meiner Sammlung. Ich hoffe allerdings das das Design nochmal mit einem funktionierenden Verschluss aufgelegt wird, dann werde ich wohl wieder zuschlagen.

 


Erwartungshaltung, Maßstäbe und Vergleiche:

Die Erwartungshaltung an ein Produkt ist sicher ein maßgeblicher Faktor für die Beurteilung.  Man erwartet z.B. von einem 100€ Messer mehr als von einem 20€ Messer.  Ein Mangel kann bei einem 100€ Messer  zu einer insgesamt eher negativen Beurteilung führen. Bei einem 20€ Messer kann man den gleichen Mangel ggf. durchgehen lassen und das Produkt insgesamt positiv bewerten. Das Problem ist: Jeder Mensch knüpft andere Erwartungen an ein Produkt. In meinem Artikel  über die Preisgestaltung bei Messern bin ich darauf bereits tiefer eingegangen: https://www.bladewalkers.de/2017/10/03/preisgestaltung-bei-messern-werkzeug-oder-kunstobjekt/

 

Es lassen sich auf der rein technischen Ebene durchaus gute Vergleiche ziehen und Maßstäbe setzen. Also Materialwahl, Verarbeitung und Funktion. In Sachen Design und Herkunftsland lassen sich nur bedingt Vergleiche ziehen. Es kommt eben immer darauf an, aus welcher Perspektive man ein Produkt betachtet.

 


Das "Chaiber-Pass Failguiole"

 

Für 6€ bekommt man auf Ebay so einiges. Unter anderem auch dieses Prachtstück von Taschenmesser. Das Gerät ist einfach nur schlecht: Hässliches Holz gepaart mit kruder Verarbeitung. Das Schlimmste an dem Messer ist die Feder: Das Ding ist dermaßen stramm, das man das Messer mit purer Muskelkraft kaum geöffnet bekommt. Eigentlich benötigt man hier zum Öffnen eine Zange oder ähnliches. Gut, einmal ausgeklappt hält die Feder die Klinge bombenfest. Trotz der Hebelwirkung benötigt man auch zum Einklappen einiges an Kraft. Warum ich das Ding erstanden habe? Ich weiss es nicht mehr genau. Auf den Produktbildern sah es  nicht ganz so übel aus. Zugegeben: Das Failguiole hat für mich auch heute noch einen gewissen Charme. Es  wirkt so, wie man sich die Waffen vom Chaiber-Pass vorstellt: In irgendeinem Hinterhof mit minimalen Werkzeugen zusammengeschustert. Woher das Messer tatsächlich stammt kann ich nicht sagen.

 


Fazit:

Ein Fazit im eigentlichen Sinne kann es zu diesem Artikel meiner Meinung nach nicht geben. Beim Messerkauf lohnt es sich in jedem Fall, sich vorher über das Produkt zu informieren. Im Idealfall zieht man immer mehrere Quellen zu Rat und bildet sich dann eine Meinung. Gerade wenn es um teurere Schneidwerkzeuge geht lohnt sich diese Art der Meinungsbildung. Es kann sich aber auch durchaus lohnen gelegentlich „blind“ zuzuschlagen. So manches Schnäppchen ist hierdurch in meine Sammlung gelandet. Man muss sich nur des Risikos bewusst sein, dass man auch mal einen Fehlgriff macht.

 

(Harald)

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